Missiones und Iguazu

11 maart 2023 - Puerto Iguazú, Argentinië

Meine Zeit bei Valeria und Marco ist um. Ich habe die paar Tage Ruhe genossen und trotzdem noch einiges gesehen. Marco und Valeria haben einen Ausflug zu den Ruinen der Jesuitenmissionen organisiert. Die sind nach der Vertreibung der Jesuiten aus Lateinamerika verlassen worden und von der Urwaldvegetation verschluckt worden. Aber man kann sich noch eine Vorstellung machen, wie gross diese Missionsstationen mitten im Urwald am Paraná gewesen sind. Eine soll damals grösser gewesen sein als die Hauptstadt Buenos Aires.

Auch Posadas habe ich noch besucht. Da ich noch einmal Geld abheben musste, habe ich Marco gefragt, ob ich mitfahren kann, wenn er zur Arbeit fährt. Das war kein Problem und ich habe mir ein paar Stunden die Stadt angesehen, bevor ich mit ihm wieder zurückgefahren bin. In Städten wie Corrientes oder Posadas kommen wenig Touristen aus Europa und sobald ich als solcher wahrgenommen werde, wird mir viel Aufmerksamkeit zuteil. Zum Beispiel bekam ich bei einem kurzen Besuch des kleinen Museums für schöne Künste von Sergio, einem ortsansässigen Künstler, einen Vortrag über einen Teil der kleinen Auststellung und detaillierte Anweisungen für meinen Besuch der Wasserfälle😉 Ausserdem musste ich mich vom Museumspersonal fotografieren lassen und natürlich in das Besucherbuch eintragen. Ich bekam auch die Frescos in einem anderen Teil des Gebäudes gezeigt. Es ist herzerwärmend wie stolz die Leute auf ihre regionalen Werke sind.

Jetzt muß mir aber doch etwas vom Herzen über die deutsche Sptache. Ich lese ja fast täglich Nachrichten, sowohl niederländische als deutsche. Was ist nur mit unserer Sprache und den Journalisten los? In meiner Journalistenausbildung gehörte es zum guten Ton und der Journalistenehre, sich möglichst einfach und klar auszudrücken. Stattdessen bedienen sich Journalisten heute einer unnötig geschraubten Ausdrucksweise. Da lese ich doch tatsächlich bei der ARD (!) ein Polizeisprecher habe beteuert das Attentat in Hamburg werde "zeitnah und vollumfänglich" aufgeklärt. Es ist doch die Aufgabe von Journalisten, derartigen Bürokratenjargon in vernünftiges Deutsch zu übersetzen. "Schnell und gründlich" würden mir und dem Rechtsstaat reichen (und Platz sparen😉). Was ist überhaupt zeitnah? Welcher Zeit ist man nahe? Der Frühsteinzeit? Auch die vermutlich aus Amerika herübergewehte Unsitte sprachlicher Kosmetik stört mich gewaltig. Es ist mir schnurzpiepegal ob ich als Bürger oder BürgerIn (seufz) angesprochen werde, solange es ungleiche Bezahlung und Chancenungleichheit von Frauen und Männern gibt und verbale und physische Gewalt gegen Frauen allgegenwärtig ist. Das Risiko derartiger Sprachakrobatik ist, dass es von den eigentlichen Problemen ablenkt tatsächliches Handeln ersetzt.

11. März

Inzwischen bin ich im Dreiländereck zwischen Argentinien, Paraguay und Brasilien angekommen und heute habe ich die Iguazu Wasserfälle besucht. Ich  muss sagen, dass dies neben dem Perito Moreno Gletscher und den Fjorden im chilenischen Patagonien das eindrucksvollste Naturschauspiel dieser Reise war. Ein ähnliches Erstaunen vor der Gewalt und Schönheit der Natur hat mich nur selten erfasst. Es lässt sich vergleichen mit dem überwältigenden Eindruck, den der Grand Canyon auf einen macht. Allerdings macht das Gebrüll und die hoch aufsteigende Gischt der zu Tiefe stürzenden Wassermassen das Ganze noch lebendiger. Morgen werde ich mir das Ganze noch von der brasilianischen Seite aus ansehen. 

In den Urwäldern rundum den Iguazu-Fluss leben viele Tiere und ich habe heute Mono caí (Haubenkapuzineraffen), Coatí  (Nasenbären), ein Aguti, einen Tucan, Urracas (Kappenblauraben), einen Wels und viele, viele Schmetterlinge in allen Farben gesehen - knallorange, gelbe, schwarz-rote und sogar durchsichtige. Da machte mir die Hitze schon fast nichts mehr aus😊 Interessant ist auch, dass sich im oberen Teil de Iguazu-Flusses ein isoliertes Habitat gebildet hat, da die Wasserfälle für Fische stromaufwärts ein unüberwindliches Hindernis sind. 

Weniger schön ist, dass meine Kamera den Geist aufgegeben hat. Ich weiss nicht, was los ist. Vor 2 Tagen funktionierte sie noch. Jetzt ist sie mausetot und es liegt nicht an den Akkus. Sie tut einfach gar nichts mehr. Selbst wenn ich jemanden fände, der sie reparieren kann, hätte ich dafür gar keine Gelegenheit mehr. Also muss ich für den Rest meiner Reise das Telefon für Fotos benutzen und das ist gerade für meine weiteren Pläne - die verrate ich im nächsten Bericht - sehr schade.

Foto’s

2 Reacties

  1. Beate:
    13 maart 2023
    Deine Stellungnahme zur Entwicklung der deutschen Sprache entspricht ziemlich genau auch meiner Ansicht!!! Vor allem zeitnah und zielführend gehören zu meinen neuen Lieblingswörtern hahahaha
    Komm jetzt mal zeitnah nach Hause! Wird Zeit für ein richtiges Schwätzchen,,,
    Viel Spass noch!
    Geniesse die letzte Woche!
  2. Maria:
    13 maart 2023
    Haha, ja die Rückreise rückt näher und ich freue mich auf unser Wiedersehen😘